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Der wahre König

Der neunte Wochenimpuls eröffnet die Karwoche. Vom Palmsonntag bis hin zum Karfreitag steht der leidensvolle Weg Jesu, den er um unseretwillen bereit ist, zu gehen. In Johannes 12,12-19 lesen wir vom Einzug Jesu nach Jerusalem. Der, der "Kreuzigt ihn" zu hören bekommt, wird zunächst königlich empfangen und mit einem lauten Hosianna gepriesen.

 
Lies Johannes 12,12-19
 

1. Zeichen und Wunder

»Siehe, alle Welt läuft ihm nach.« (V. 19b)

Das ist das Resümee der Pharisäer nach dem Einzug Jesu in Jerusalem. In diesem Satz kommt ihre ganze Angst und Enttäuschung zum Ausdruck. Denn sie sehen nur das Offensichtliche: Viele Menschen laufen diesem Jesus nach. Manche, weil sie von der Auferweckung des Lazarus gehört haben. Viele kommen dadurch auch zum Glauben an Jesus. Seine Wunder, alles, was er tut und sagt, sind eine offensichtliche Einladung, an ihn zu glauben. Trotzdem gibt es Menschen, die folgen diesen Zeichen nicht, nicht aufgrund einer Unverständlichkeit des Zeichens, sondern weil sie nicht bereit sind, an Jesus zu glauben. (Zum Thema des Zeichens: siehe Wochenimpuls der vergangenen Woche). Die Pharisäer täuschen sich, wenn sie glauben, dass die Menschen Jesus nur wegen seiner Zeichen folgen. Gleichzeitig sind sie neidisch und enttäuscht, dass alle Menschen diesem Jesus folgen. Sie lehnen ihn als Messias ab und haben doch Angst vor den Folgen seines Handelns. Sie sehen die Zeichen und wollen doch nicht hören, was schon der Prophet Sacharja über den Messias sagt: »Fürchte dich nicht, du Tochter Zion! Siehe, dein König kommt und reitet auf einem Eselsfüllen.« (Sach 9,9) - Jesus zieht demütig auf einem Eselsfüllen in Jerusalem ein. Damit zeigt er sich als der Retter Israels, als der, der Heil und Erlösung bringen wird. Es gibt keinen Grund, sich vor ihm zu fürchten, für die, die bereit sind, sich der Königsherrschaft zu unterstellen, wie Jesus sie ausfüllt und nicht wie, es sich viele Juden erhofft haben.

2. Der König

Hosianna! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn, der König von Israel! (V. 13)

Die Menschen empfangen Jesus wie einen König. Sie preisen ihn mit dem lobpreisenden Hilferuf: Hosianna („Herr hilf“). Sie rufen über ihn aus: Er ist der König Israels. Diese Euphorie geht auch an den Pharisäern nicht spurlos vorüber. Denn wenn man diesen Jesus nicht für den verheißenen König hält, kann man nur in Schwierigkeiten geraten. - Doch ihre vorschnelle, angstgeleitete Bewertung der Menge wird sich schon wenige Tage nach dem Einzug Jesu in Jerusalem als Täuschung offenbaren. Die Pharisäer erkennen nicht, dass die meisten Menschen, die Jesus eben noch mit einem Hosianna begrüßt haben, wenig später bereit sein könnten zu rufen: Kreuzigt ihn, kreuzigt ihn. Sie selbst schauen ungläubig auf die Zeichen und nicht auf Jesus. Vor diese Entscheidung wird wenig später das ganze Volk gestellt. Es geht um die alles entscheidende Frage: Glaubt ihr an den König Israels, dessen Reich nicht von dieser Welt ist (vgl. Joh 18,34ff) und der seine Herrschaft nicht darin begründet sieht, dass er den Vorstellungen der Juden von einem König entspricht? Denn diese wollten nicht in erster Linie den wahren König Israels. Sie wollten einen König, der sie aus der Hand der Römer befreit. Sie waren blind für die eigentliche Not: ihre eigene Gefangenschaft in der Sünde. - Die Frage für dich ist: Bin ich bereit, diesem König zu folgen, der nach seinem Willen und Auftrag sein Reich baut, oder suche ich nur einen König, der mein Leben besser macht? Suche ich den wahren Helfer und Retter, der mich aus der Knechtschaft der Sünde herausführt, oder suche ich nur ein bisschen Jesus, der meinem Leben das Sahnehäubchen verpassen soll? Der Verbrecher am Kreuz, der Jesus in seiner letzten Stunde bittet, an ihn zu denken, sieht in ihm den wahren König Israels. Der Verbrecher gibt sich einem Menschen hin, der elend, gequält und von Gott geschlagen am Kreuz hängt. Einem zum Tode Verurteilten zu folgen, ist wahrlich kein verheißungsvolles Zeichen. Aber er tut es trotzdem, weil er in Jesus den wahren König erkennt, nämlich seinen König. Denn nur ein König, der Sohn Gottes, vermag ihn retten zu können.

3. Die Erfüllung der Schrift

»Siehe, alle Welt läuft ihm nach.« (V. 19)

Es ist eine angstgesteuerte Aussage, die die Pharisäer machen, indem sie auf das Offensichtliche schauen (1.). Nach kurzer Zeit entpuppt sich ihre Angst als Täuschung, denn nun rufen die meisten: Kreuzigt ihn! (2.) Doch schon am dritten Tag nach der Hinrichtung Jesu auf Golgatha beginnt sich diese Aussage nun doch buchstäblich zu erfüllen. Denn nach der Auferstehung Jesu beginnen immer mehr Menschen, diesem Jesus zu folgen. Alle Welt läuft ihm nach, weil sie die heilbringende Botschaft vom auferstandenen Christus hören. Erstaunlich, wie Gott selbst durch so menschliche Aussagen sein Wort spricht und sein Ziel verwirklicht. Auch die Jünger Jesu begriffen nach Auferstehung und Himmelfahrt mehr und mehr, dass die Worte Jesu, er sei die Erfüllung des Alten Testaments, keine leeren Worte waren, sondern sich in allem als wahr erwiesen. Das ist eine gute Nachricht für uns heute: Denn darin zeigt sich die Zuverlässigkeit der biblischen Überlieferung. Du kannst das Wort der Bibel lesen und dadurch Gottes Wort hören, weil die Bibel das Zeugnis des auferstandenen lebendigen Gottessohnes ist. Das heißt, auch dort, wo dir ein Vers oder gar ein ganzes Buch der Bibel unverständlich erscheint, darfst du wissen, dass Gott treu ist und sein Wort zum Ziel führt. Auch die Jünger haben nicht jeden Hinweis Jesu sofort verstanden:

Dies verstanden aber seine Jünger anfangs nicht, doch als Jesus verherrlicht war, da erinnerten sie sich, daß dies von ihm geschrieben stand und daß sie ihm dies getan hatten. (V. 16)

Es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, wie wörtlich das, was hier geschah, dem Bild des Propheten Sacharja entsprach, wie Jesus in genau der Gestalt als König Jerusalems einzog, die der Prophet selbst beschrieben hatte. Zugleich verheißt Sacharja noch mehr, nämlich dass dieser König seine Herrschaft über die ganze Welt ausdehnen und allen Völkern Frieden bringen werde (Sach 9,10). Mit diesem einfachen Zeichen des Eselsfüllen, beweist Gott seine Treue. Er hält, was er verspricht. In Jesu Tod und Auferstehung hat Gott seine ganze Größe, Macht und Erhabenheit allen Menschen sichtbar und zugänglich gemacht. So schreibt Kyrill von Jerusalem, ein bedeutender Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts:

Wir predigen nicht bloß eine Ankunft Christi, wir verkünden auch noch eine zweite, eine noch viel herrlichere als die erste. Die eine war Leidensoffenbarung, die andere zeigt das Diadem göttlicher Herrschaft. … Bei der ersten Ankunft war er in einer Krippe in Windeln eingewickelt, bei der zweiten umkleidet er sich mit Licht. Bei der ersten Ankunft trug er, der Schmach nicht achtend, das Kreuz; bei der zweiten wird er in Begleitung eines Heeres von Engeln in Herrlichkeit kommen. … Der Heiland wird wiederkommen, nicht um wieder gerichtet zu werden, sondern um zu richten die Richter. … Seinerzeit kam Jesus nach göttlichem Ratschluss, um die Menschen zu belehren und zu überzeugen; dereinst werden die Menschen mit Gewalt unter seine Herrschaft gebeugt werden, auch wenn sie nicht wollen.

Jesus hat seine Königsherrschaft bereits angetreten. Er ist nicht fern, sondern er herrscht schon jetzt über diese Welt. Dass das nicht immer und überall für alle sichtbar ist, liegt nicht daran, dass Jesus nichts tut, sondern: Jesus baut sein Reich gerade mitten unter uns. Wo Menschen ihn als König anbeten und ihm nachfolgen, erkennen sie, dass sein Reich und seine Herrschaft anders und eben nicht nach weltlichen Maßstäben funktioniert. Denn Jesus steht über allen Standards.

Mit dem Einzug Jesu in Jerusalem beginnt sein Leidensweg zum Kreuz. Der Weg zu seiner Thronbesteigung aber entzieht sich aller menschlichen Vernunft. Denn es ist der Weg in den Tod um der Sünde und Verlorenheit aller Menschen willen. Um seine Macht und Herrlichkeit zu offenbaren, ist er bereit, alles aufzugeben und sich von allen verachten zu lassen. Die Karwoche ist eine Einladung, sich ganz auf das Leiden Jesu einzulassen. Denn er hat diesen Schmerz für dich auf sich genommen. Sei bereit, sein Elend anzuschauen. Fliehe nicht davor. Denn so wirst du nicht nur Zeuge der Thronbesteigung Jesu, sondern auch Zeuge der Grundsteinlegung deines neuen Lebens.


Wenn du die Karwoche im Gebet besonders gestalten willst, findest du HIER einen Vorschlag von uns.

 

Impuls für die Bruderschaft

Lest gemeinsam Johannes 12,12-19 und tauscht euch über den Bibeltext aus.


optionale Fragen für das Bruderschaftstreffen:

  • Nehmt einmal die Perspektive der Pharisäer ein. Wo erkennst du dich wieder?

  • Die Jünger verstanden das Zeichen mit dem Eselsfüllen nicht sofort. Wie gut, dass wir durch die Bibel klare Weisungen haben dürfen, die uns leiten. Wo hast du schon einmal in der Bibel etwas nicht verstanden, aber einige Zeit oder Jahre später durftest du erkennen, was gemeint ist? – Tauscht euch über Erfahrungen aus, wie die Bibel der Wegweiser für den Alltag sein kann.

  • Wie habt ihr bisher die Karwoche (Palmsonntag bis Ostersonntag) begangen? – Waren das Tage, wie alle anderen? – Man nennt diese Woche auch die “Heilige Woche”. Es ist eine Chance, diese Woche in deinem Jahr bewusst auszusondern und ihr eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Tauscht euch darüber aus, wie es gelingen kann, trotz Arbeit, Familie und Zeitnot, sich eine Woche lang bis Ostern ganz dem Leidensweg Jesu zu widmen. – Eine Möglichkeit ist es, sich in der Karwoche besonders Zeit für das Gebet zu nehmen. Einen Vorschlag von uns findest du HIER.

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