top of page

Der Zorn Gottes

Die fortlaufende Lesung folgt dem Standard-Bibelleseplan der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen.

 
Römer 1,18-32
 

Gott ist zornig. Das widerspricht allem, was wir uns in der westlichen Christenheit von Gott wünschen oder vorstellen. Aber wer die Bibel aufmerksam liest, wird es selbst merken. Mit einem Choleriker hat der Zorn Gottes nichts zu tun. Und doch gehört Zorn ganz und gar zu Gott. Und er scheut sich auch nicht, das den Menschen kundzutun. Denn er hat allen Grund dazu. Schließlich hat er den Menschen geschaffen und ihn reich beschenkt. Er hat ihm fruchtbares Land gegeben und in die Gemeinschaft mit anderen Menschen hinein gestellt. Er ist ein liebevoller Vater zu allen Menschen. Doch was der Mensch getan hat: Er hat diese Wahrheit Gottes in eine Lüge verwandelt. Er verneint Gott. Er will nichts von ihm wissen, macht sich selbst und alle guten Gaben Gottes zum Götzen. Er verlässt Gott und läuft dem Bösen nach. Er stürzt sich selbst ins Verderben und reißt andere mit. Gottes Antwort darauf ist sein Zorn.

Unsere menschliche Erfahrung mit Zorn macht es schwer, einen liebenden Gott mit Zorn in Verbindung zu bringen. Stellen wir uns einen Vater vor, der zufällig vorbeikommt, als sein Sohn von einem Unbekannten mit mehreren Schlägen niedergestreckt wird. Der Sohn liegt bereits blutüberströmt und völlig verängstigt am Boden. Was wird wohl in dem Vater vorgehen? - Er wird kaum friedfertige Gedanken haben, sondern voller Zorn den Täter von seinem Sohn trennen wollen. - Menschlicher Zorn ist mit dem Zorn Gottes nicht vergleichbar. Aber das Beispiel kann helfen zu verstehen, dass Gottes Zorn nicht irgendwie eine dunkle Seite an ihm ist. Im Gegenteil: Sein Zorn ist die Folge seiner tiefen Liebe zu uns. Denn er ist ein gerechter Gott. Seine Liebe ohne Zorn wäre pure Gleichgültigkeit. Er wäre wie ein Vater, der meint, man müsse dem Gewalttäter erst gut zureden, anstatt seinen Sohn mit roher Gewalt aus dessen Händen zu befreien.

Im zweiten Teil des Abschnitts (V. 26ff) spricht Paulus von der Verirrung, Bosheit und Schamlosigkeit des Menschen. Als Beispiel nennt er gleichgeschlechtliche sexuelle Leidenschaften. Warum spricht Paulus hier so offen über Sex? Wen will er damit provozieren? - Seine Aufgabe ist es, den Heiden die rettende Botschaft von Jesus Christus zu verkünden. Viele seiner Zuhörer waren keine Juden - denn für sie war klar, wie Gott sich die Gemeinschaft zwischen Mann und Frau vorstellt. Für viele andere Völker stand dagegen die absolute Lustbefriedigung im Vordergrund, egal wer darunter zu leiden hatte. Kurzum: Gottes gute Gabe der Sexualität wurde zur Lüge gemacht. Ihr offensichtlichster Götze war Sex - egal mit wem. So macht Paulus seinen Lesern ihre aussichtslose Lage deutlich. Nicht etwa, um sie zu verurteilen, sondern um ihnen die Wahrheit Gottes vor Augen zu führen. Denn wie soll jemand, der in Gefangenschaft geboren ist, wissen, dass es ein Leben in Freiheit gibt? Wie kann der von Bosheit Verblendete gerettet werden, wenn ihm niemand die Augen öffnet?

Deshalb spricht Paulus so deutlich. Nicht um zu beschämen. Nicht um zu verurteilen. Er weiß: Wer über andere richtet, hat über sich selbst schon Gericht gehalten. Was er schreibt, ist ein Augenöffner, um die nackte Wahrheit über den eigenen verlorenen Zustand zu begreifen. Wer seine Sünde erkennen darf, wird Zeuge der befreienden Kraft Gottes. Denn die Sünde ist ans Licht gekommen. Sie ist am Kreuz Jesu gestorben.

Was hindert dich daran, zu Jesus zu kommen? Bring es zu ihm.

Bete: Herr, sei mir Sünder gnädig. Hilf mir aufrichtig meine Sünde zu bekennen. Bitte gib mir ein mitfühlendes Herz für andere Sünder. Amen.

Kommentare


bottom of page