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Gottes Wirklichkeit erwarten

Die fortlaufende Lesung folgt dem Standard-Bibelleseplan der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen.

 
Römer 4,13-25
 

Abraham wurde von Gott zum Vater über viele Völker gesetzt. Das geschah nicht durch das Gesetz, denn das liefert uns dem Zorn Gottes aus, sondern durch die gnädige Verheißung, die Abraham im Glauben empfing.

Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wusste aufs Allergewisseste: Was Gott verheißt, das kann er auch tun. (V. 20-21)

Der Hebräerbrief beschreibt den Glauben so: »Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht, dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht.« (Hebr 11,1). Glaube leugnet nicht die vor Augen stehende Realität, aber er schaut darüber hinaus auf die Wirklichkeit Gottes. Abraham war weder naiv noch blauäugig in der Annahme, dass es schon irgendwie klappen würde, dass er und seine Frau einen Sohn zur Welt bringen würden. Er wusste genau, dass er selbst viel zu alt und Saras Mutterleib bereits erstorben war. Nach heutigem medizinisch-biologischem Wissen würde man sagen, dass es auch mit großem medizinischem Aufwand keine Hoffnung mehr gäbe. Es ist ein Missverständnis zu meinen, der Glaube der Bibel sei wie der Glaube eines naiven Kindes: In Unkenntnis der naturwissenschaftlichen Fakten und in einem ausgeprägten naiven Optimismus würden Dinge behauptet, die sich bei nüchterner Betrachtung als unmöglich erweisen. Vielmehr sieht Abraham nüchtern seine Situation und weiß, dass hier menschlich nichts mehr möglich ist. Nüchtern sahen auch die Jünger den Tod Jesu und wussten: Hier ist menschlich nichts mehr möglich. Der Unterschied zwischen Glaube und Unglaube liegt nicht in der nüchternen Beschreibung der Wirklichkeit, sondern in diesem Satz: Was Gott verheißt, das kann er auch tun. Wahrer Glaube zeigt sich in der Erwartung, dass Gott handelt, selbst in einer menschlich gesehen ausweglosen Situation.

Überlege für dich selbst: Wo steckst du in einer Sackgasse? Einige Beispiele zur Veranschaulichung: Zum Beispiel kämpfst du schon lange für deine Ehe, aber du hast das Gefühl, dass es nicht vorwärts geht, sondern nur noch schlimmer wird. Oder du hast keine Kraft mehr und bist erschlagen von allem, was auf dich zukommt. Oder Sorgen und Nöte rauben dir den Atem und du hast das Gefühl, in einen Abgrund zu stürzen. Depressionen machen sich in deiner Seele breit und du hast die Hoffnung verloren, dass es jemals besser wird.
Wo keine Hoffnung war, hat er auf Hoffnung hin geglaubt, auf dass er der Vater vieler Völker werde, wie zu ihm gesagt ist: »So zahlreich sollen deine Nachkommen sein.« (V. 18)

Abraham hat auf Hoffnung hin geglaubt, als keine Hoffnung mehr da war. Wenn du in einer Sackgasse steckst: Fasse neuen Mut und bitte Gott um seinen Blick auf deine tatsächlich ausweglose Situation. Schaue darauf, was er tun kann.

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